Spektive, Teleskope und Ausziehspektive im Testbericht

Spektive Testbericht
Beim Kauf eines Spektives wird sich der Jäger die Frage stellen: „Welches Teleskop benötige ich?” In erster Linie wird die Frage vom Anforderungsprofil an die Beobachtungsoptik beantwortet. Der Markt an jagdtauglichen Spektiven oder Beobachtungsteleskopen ist nicht riesig. Der Jäger stellt hohe Anforderungen an seine Beobachtungsoptik. Sie muss nicht nur robust und wasserresistent sein, sondern auch eine brillante Optik haben. Da nicht selten unter schwierigen Lichtverhältnissen beobachtet wird, sollte auch das Spektiv lichtstark sein. Dabei kommt es weniger auf die rechnerischen Werte auf Grund der Vergrößerung und des Objektivdurchmessers an. Vielmehr ist die Qualität der Optik entscheidend. Neben hoher Lichttransmission (bei Spitzenprodukten liegt sie etwas über 80%) sind vor allem der Kontrast und die Auflösung entscheidend. Nur mit erstklassigem Kontrast wird man bei schwindendem Licht Details erkennen oder Wild vor dunklem Hintergrund wahrnehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Okular.

Wer in der fortgeschrittenen Dämmerung das Spektiv einsetzen möchte, sollte ein variables Okular mit einer minimalen Vergrößerung von rund 20fach wählen oder zu einem Spektiv greifen, dessen fixes Okular eine Vergrößerung von deutlich unter 30fach hat. Dabei kann der Objektivdurchmesser ruhig etwas geringer sein. Er sollte aber 65 mm nicht unterschreiten. Bei geringem Licht helfen auch 5 mm (z. B. 85- statt 80-mm-Objektivdurchmesser) mehr beim Objektivdurchmesser nichts. In der Praxis wird man kaum einen Unterschied feststellen können. Eine niedrigere Vergrößerung deutlich unter 30fach bringt aber enorm viel. Es ist, wie wenn die Nacht zum Tage wird.

Weiterhin werden heute zahlreiche Teleskope in einer höherwertigen „High Definition” (oder ähnliche Bezeichnungen) angeboten. Dabei wird für das Objektiv fluoridhaltiges Glas verwendet. Mit dem Fluoridglas wird eine sehr hohe Farbtreue ohne Farbsäume sowie beste Detailerkennbarkeit erreicht. Das Bild ist extrem brillant.

Man unterscheidet zwischen Ausziehspektiven und Spektiven oder Teleskopen mit festem Grundkörper. Bisher benutzten die Jäger überwiegend Ausziehspektive. Zunehmend ändert sich das. Die Ausziehspektive haben den Vorteil, dass sie zusammengeschoben eine sehr kurze Transportlänge haben und äußerst führig sind. Das sehr gute Optolyth 25x70BGAA/VW lässt sich sogar in einer Tasche der Jagdjacke mitführen. Größere Ausziehspektive trägt man bequem mittels Tragegeschirr oder im Rucksack. Es gibt zahlreiche Ausziehspektive mit variablem sowie wechselbarem Okular. Die Ausziehspektive haben den Nachteil, dass sie beim Ausziehen Luft ansaugen. Sie können nie vollkommen wasserdicht sein. Qualitativ hochwertige Ausziehspektive sind wassergeschützt, sodass ihnen ein Regenschauer nichts ausmacht. Trotz eingebauter Filter kommt es aber im Laufe der Jahre zur Verschmutzung der Innenoptik. Diese sollte man dann im Werk reinigen lassen. Da hat man bei qualitativen Produkten aus Mitteleuropa den Vorteil des guten Service der „heimischen” Hersteller. Ferner kann man auch Ausziehspektive mit kurzem Auszug sehr gut am Pirschstock oder Baum anstreichen. Jagdliche Spektive sollten eine Gummiarmierung besitzen.

Variookular 20- bis 60fach von Leica

Die Spektive oder Teleskope mit Festkörper sind im hochwertigen Segment wasserdicht. Gegen Innenbeschlag werden sie mit Stickstoff gefüllt. Die Grundkörper ohne Okular sind hermetisch verschlossen, sodass selbst bei Okularwechsel kein Schmutz oder Nässe eindringen können. Die Okulare sollten auch Brillenträgern das gesamte Sehfeld eröffnen und mit komfortablen Drehaugenmuscheln ausgestattet sein. Man sollte darauf achten, dass das Fokussierrad griffgünstig liegt und bequem bedienbar ist. Festkörperspektive lassen sich weniger gut angestrichen handhaben. Sie sollten stabil aufgelegt (z. B. Rucksack oder Ohrensäckchen) oder auf einem Stativ montiert benutzt werden. Der größte Vorteil der Fest- körperspektive besteht in der gegenüber Ausziehspektiven wesentlich höheren Bildbrillanz. Bewegliche Teile benötigen etwas „Spiel”. In den Festkör- perspektiven können Blenden optimal gestaltet werden. Diese Spektive haben eine wesentlich höhere Auflösung. Das Bild ist kontrastreicher, farbtreuer und die Bildfehler fallen viel geringer aus. Selbst Laien erkennen schnell, dass die Bildqualität der Fest- körperspektive höher ist. Es ist von Vorteil, wenn auch das Festkörperspektiv gummiarmiert ist.

Natürlich ist jedes Spektiv optimal einsetzbar, wenn es auf einem Stativ montiert wurde. Nur wenn es wackelfrei montiert wurde, kann man die hoch vergrößernde Optik voll nützen. Sicherlich ist das Mitführen eines Dreibeinstatives häufig unzweckmäßig. Bei der Pirsch im Gebirge lege ich das Spektiv auf den Rucksack oder die Jagdjacke. Das lässt eine sehr gute Beobachtung zu. Im heimischen Revier auf den Hochsitzen benutze ich die von Frankonia Jagd vertriebene Kaiser Universalklemme mit flexiblem Biegearm. Trotz flexiblem Biegearm sitzt das Spektiv stabil und wackelfrei. Bei Bedarf kann man es schnell und geräuschlos zur Seite schwenken.

Ausziehspektive
Von den jagdlich brauchbaren Spektiven habe ich eine Auswahl getroffen, die im Folgenden kurz vorgestellt wird. Für den jagdlichen Gebrauch haben sich Vergrößerungen von 25- bis 32fach als am geeignetsten erwiesen. Ideal sind natürlich auch variable Okulare.

Optolyth Ausziehspektiv 30×80

Für den Test habe ich folgende Spektive geführt und in der jagdlichen Praxis erprobt:
Optolyth 25×70 BGA/WW
Optolyth 30×80 BGAA/VW
Swarovski Habicht CTS 85 mit Wechselokular,
30fach
Swarovski CTC 30×75 Perma 32×80 BGA
Meopta TGA 75 mit Wechselokular, 20- bis 60fach Optolyth Spektive

Seit Jahrzehnten ist Optolyth als führender Spektivhersteller bekannt. Ich führte die Optolyth-Spektive stets mit Begeisterung, da sie in Handling und Optik auch unter schwierigen Bedingungen überzeugen konnten. Ein großer Wurf ist Optolyth mit dem Spektiv 25x70BGAA/VW gelungen. Es ist das kompakteste unter den Testkandidaten und kann wirklich in der Jackentasche verschwinden. In der Praxis konnte es durch erstklassige Optik überzeugen. Der Ceralin-Plus Vergütung auf allen Glas-/ Luftflächen gewährleistet hohe Lichttransmission. Das Bild ist sehr plastisch, kontrastreich und gestochen scharf. Das Handling ist ausgezeichnet.

Es lässt sich einfach von 22,7 cm auf 33,2 cm ausziehen und blitzschnell am griffigen Fokussierring am Okular fokussieren. Es hat sich gezeigt, dass wohl auf Grund der geringeren Vergrößerung das Bild in der Dämmerung wesentlich heller erscheint als bei Spektiven 30×80. Es kann da sogar gut mit dem sehr hellen Bild des Swarovski Habicht CTS 85 mit 85-mm-Objektiv mithalten.

Wer meint, ein etwas stärkeres Spektiv haben zu müssen, kann bei Optolyth das 30×80 BGA/WW wählen. Auch dieses lichtstarke Spektiv kann durch seine optische Leistung überzeugen. Es bietet ein helles, brillantes Bild mit gestochener Schärfe. Im Gegensatz zum kleinen Bruder besitzt es eine ausziehbare Sonnenblende mit vier Visiertunneln, die das Auffinden des Objektes erleichtern.

Es ist zweifach von 27 auf 48 cm ausziehbar. Solide, robuste Bauweise und geräuscharme Gummiarmierung überzeugen zusätzlich. Die matte, warme Gummiarmierung mit den griffigen Rippen sagt mir von allen Spektiven am meisten zu. Optolyth-Spektive sind kompakt. Positiv fielen die durchmesserstarken Brillenträgerokulare auf, die diesem Personenkreis das gesamte Sehfeld bieten. Beim 30×80 sah ich mit Brille nicht ganz das gesamte Sehfeld. Das Optolyth 25×70 BGA/WW und die Swarovski-Spektive bieten Brillenträgern das gesamte Sehfeld, ohne jegliche Einbuße.

Versenkbares Okular an Optolyth-Ausziehspektiv

Das Optolyth 15-45x80GA ist mit variablem Okular ausgerüstet. Fokussiert’wird am handlichen, gummiarmierten Fokussierrad vor dem Okular. Bei Optolyth gibt es Ausziehspektive mit versenkbarem Okular. Damit werden Dejustierungen beim Transport ausgeschlossen und der Transport erleichtert.

Swarovski Spektive
Ein weiterer FHersteller hochwertiger Spektive ist Swarovski. Mit der letzten Generation hat Swarovski aufgeholt und bietet dem Jäger Spektive der Spitzenklasse. Das Programm wird vom Habicht CTS 85 angeführt. Das 1400 g schwere Spektiv ist 24.6 cm lang (zusammengeschoben) und auf 43.6 cm ausziehbar. Es besitzt ebenfalls eine Gummiarmierung und eine ausziehbare Gegenlichtblende. Bei dem Swarovski Spektiv kann man die Okulare mittels Bajonettverschlusses blitzschnell wechseln. Bei Okularwechsel kann kein Schmutz beziehungsweise keine Feuchtigkeit ins Innere gelangen, da der Spektivkörper zum Okular hin hermetisch abgeschlossen ist. Zum Fokussieren brachte man vor dem Okular eine Riffelung an. Das Handling wird dadurch erleichtert. Ich finde das Fokussieren etwas umständlich.

Die Swarovski-Optik konnte in der Praxis mit einem gestochen scharfen, kontrastreichen und hellen Bild überzeugen. Die Brillanz des Bildes ist hervorragend. Das Swarovski Spektiv CTS 85 bot das hellste Bild unter den Testkandidaten in der Dämmerung bei 30facher Vergrößerung. Überrascht hat, dass das Optolyth 25x70BGAA/WV auf Grund seiner geringeren Vergrößerung da „fast” vollständig mithalten konnte. Swarovski-Spektive sind mit Swarotop voll vergütet, die von Optolyth mit der Ceralin-Plus- Mehrschichtvergütung. Die Außenflächen der Swarovski-Objektive und Okulare wurden mit der abriebfesten Swarodur-Vergütung versehen.

Jüngstes Ausziehspektiv im Hause Swarovski ist das CTC 30×75, das sich für einen universellen jagdlichen Einsatz bestens eignet. Das Spektiv mit fixem Okular hat die Fokussierung am Okular. Es lässt sich bequem fokussieren. Auf Grund einer Entfernungsskala am Okular kann man grob vorfokussieren. Übrigens, von 50 m bis unendlich benötigt man nur eine Umdrehung. Das Okular ermöglicht Brillenträgern, das gesamte Sehfeld von 41 m auf 1000 m zu nutzen. Das Ausziehspektiv hat ein ansprechendes Design mit ungleich geformten Feldern und Zügen an der Gummiarmierung. Es lässt sich rutschsicher halten. Das Spektiv hat eine Transportlänge von 31 cm und ist ausgezogen 49 cm lang. Die mehrfach vergütete Optik (an Außenflächen von Objektiv und Okular eine kratz- und abriebfeste Vergütung) konnte durch auffallend hohe Schärfe und gute Randschärfe voll überzeugen. Kontrast und Bildhelligkeit sind hervorragend. Das Spektiv kommt mit klimaunempfindlichem Trageriemen, an dem auch Okular- und Objektivschutzkappen hängen. Das Swarovski Spektiv überzeugte in Handhabung und bei der Optik. Es bietet ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Meopta TGA75
Das Meopta Ausziehspektiv TGA75 ist für Wechselokulare mit feinem Schraubgewinde eingerichtet. Für den Test wurde ein Okular 20- bis 60fach gewählt. Gerade die 20fache Vergrößerung ist bei fortgeschrittener Dämmerung sinnvoll. Es handelt sich um ein Brillenträgerokular mit Stülpaugenmuscheln. Am Okular lässt sich bequem die Vergrößerung einstellen. Fokussiert wird am großen, geriffelten Fokussierrad vor dem Okular am Anfang des Auszugs. Es lässt sich schnell und genau fokussieren, auch dann, wenn das Spektiv auf einen Rucksack liegt. Das gummiarmierte Spektiv hat einen Auszug und wird mit sinnvollem Tragegeschirr geliefert. Es hat keine Sonnenblende. Die Optik kann sich sehen lassen. Sie bildet sehr scharf ab mit ausreichender Schärfe im Randbereich. Geboten wird ein helles und kontrastreiches Bild. Im Vergleich mit einem Swarovski-Spektiv zeigte sich, dass Swarovski eine höhere Farbtreue, etwas mehr Kontrast und auch eine höhere Auflösung hat. In der Praxis konnte sich das Meopta Spektiv sehr gut bewähren. Es lässt sich auch in der Dämmerung einsetzen.

Perma
Ein in Fernost hergestelltes jagdtaugliches Ausziehspektiv ist das von Frankonia Jagd vertriebene Perma 32x80GA. Es ist zusammengeschoben 33 cm lang und 1330 g schwer. Einmal ausgezogen misst es 43 cm. Auch dieses Spektiv ist geräuscharm gummiarmiert. Es besitzt eine sehr gute Visiereinrichtung, aber keine Sonnenblende. Zusammengeschoben ist es recht lang. Das Okular fällt am schmälsten aus. Die Fokussierung wird direkt am gummiarmierten „Fokussierring” am Okular vorgenommen. Das Fokussieren war für mich bei diesem Spektiv am umständlichsten, da der Fokussierring sehr schmal ist und zu nahe am Auge sitzt. Das stört vor allem bei Kopfbedeckung. Von einem Brillenträgerokular ist keine Spur zu merken, denn Brillenträger können nur die Mitte des Sehfeldes ausnutzen. Die vergütete Optik ist ganz gut, reicht aber nicht an die erstklassigen, brillanten Optiken von Optolyth oder Swarovski heran. Das Spektiv bietet ein noch helles, scharfes Bild bei gutem Kontrast. In der Dämmerung erkennt man, dass das Bild etwas dunkler ist und etwas weniger Kontrast bietet als dies bei den Spektiven von Optolyth und Swarovski der Fall ist. Es ist durchaus für die Jagd brauchbar und bietet ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, aber man muss Abstriche zu den teureren Top-Spektiven machen. Für Brillenträger empfiehlt sich dieses Spektiv nicht.