Ferngläser für schwierige Lichtsituationen, Dämmerungs- und Nachtjagd – Testberichte

Ferngläser Nachtjagd
Ferngläser für die Dämmerungs- und Nachtjagd müssen nicht nur „lichtstark” sein. In erster Linie entscheidet die Qualität über die Brauchbarkeit in schwierigen Lichtsituationen.

Bewegt sich da nicht etwas am Dickungsrand? Es ist gerade der Übergang vom letzten Dämmerungs- zum Nachtlicht durch den zunehmenden Mond. Wild bewegt sich im „Schatten” einer dunklen Dickung. Da ist nicht viel zu erkennen. Doch die hochwertige Qualitätsoptik schafft fast „Wunder”. Dank hoher Lichttransmission und exzellentem Kontrast kann man die zwei schwachen Überläufer ausmachen. Bei geringem Licht sollte der Objektivdurchmesser mindestens 50 Millimeter betragen. Auch ein 56-mm-Objektiv ist nicht zu groß. Die Vergrößerung sollte von 7- bis 10fach reichen. Von Vorteil ist eine starke Austrittspupille. Sie sollte mindestens 5,5 Millimeter betragen. Ideale Werte liegen zwischen 6 und 7 Millimetern. Neben Ferngläsern 7×50, 8×50, 8×56, 9×63 oder 10×56 kann man als Kompromiss auch ein 7×45(42) verwenden.

Der Nutzen und die Brauchbarkeit eines Fernglases macht dessen Qualität aus. Die rechnerischen Werte wie die Dämmerungszahl sowie die Kenndaten Vergrößerung und Objektivdurchmesser geben lediglich einen Anhaltspunkt für die Verwendbarkeit und das Einsatzgebiet des Glases.

Der Kontrast ist entscheidend
Bei der Bildbrillanz kommt es vor allem auf gestochene Schärfe (einschließlich hoher Randschärfe), besten Kontrast, hohe Lichttransmission und Farbtreue an. Dabei ist ein schmaler Grat zwischen hellem Bild (Lichttransmission) und hohem Kontrast zu gehen. Ein nur helles Bild mit mehr Lichttransmission nützt einem in der späten Dämmerung und bei schwierigen Lichtverhältnissen gar nichts, wenn nicht auch hoher Kontrast vorhanden ist. Der Kontrast ist besonders bei schwierigem Licht sehr wichtig. Es gilt:

Lieber etwas weniger Transmission und dafür höheren Kontrast. Man wird dann selbst nachts mehr erkennen. Der Falschlichtanteil sollte besonders gering sein, denn Reflexionen mindern den Kontrast enorm. Ein Jagdglas muss wasserdicht sein und gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefüllt sein.

Zeiss Classic 8×56

Der Jäger wünscht ein großes Sehfeld. Natürlich bedingen große Sehfelder mehr Randunschärfe und sind hinsichtlich Bildbrillanz mehr problematisch. Von billiger und einfacher Beobachtungsoptik rate ich ab. Sie genügt den jagdlichen Anforderungen nicht, auch wenn man den Rehbock bei gutem Licht ansprechen kann. Auf Dauer wird man mit ihr nicht glücklich. Nach meinen Erfahrungen gibt es sehr gute, preiswerte Jagdwaffen aber keine brauchbare billige Optik.

Welche Kenndaten sind geeignet?
Man stellt sich beim Neukauf die Frage, welchen Objektivdurchmesser und welche Vergrößerung sollte mein Nachtglas haben. Dabei ist zunächst anzumerken, dass Bildunruhe erheblich die Bildqualität und Detailerkennbarkeit mindert. Wer sich schwer tut, ein Glas sehr ruhig zu halten, ist mit 10facher Vergrößerung schlecht beraten. Beim Ansitz kann Armabstützung helfen. Ein 10faches Glas muss unbedingt 56 Millimeter oder mehr Objektivdurchmesser haben. Ob es mehr bringt als das klassische Nachtglas 8×56, vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist dabei viel Glaubenssache. Je nach Beobachtungssituation kann es von Vorteil, aber auch Nachteil sein. Ein 10×56 ist bestimmt ein exzellentes Nachtglas. In vielen Situationen kann man mit der höheren Vergrößerung etwas mehr oder mehr Details erkennen. Nach wie vor ist man mit einem 8×56 bestens für die Jagd bei schwierigem Licht gerüstet. Es ist ein Allroundglas für Ansitz und Pirsch in Dämmerung oder der Nacht. Gläser mit 50-Millimeter-Objektiven können je nach Modell etwas leichter und führiger sein. Bei 50er-Objektiven kommen nur Vergrößerungen von 7- oder 8fach in Frage, damit noch eine möglichst starke Austrittspupille erreicht wird. Sicherlich ist ein 7×50 oder 8×50 ebenfalls bestens in der späten Dämmerung oder Nacht zu gebrauchen. Die Differenz zu den 56er Objektiven ist äußerst gering. Man erkennt im letzten Licht mit einem 8×56 oft nur zwei oder drei Minuten länger Details vom Wild. In der Praxis ergeben sich kaum relevante Unterschiede. Es kommt viel mehr auf die optische Qualität an als auf die optischen Kenndaten.

Ferngläser wie 15×63 mit über 10facher Vergrößerung eignen sich nicht als Universalferngläser. Sie sind Spezialzwecken Vorbehalten. Dagegen stellt ein 7×42(45) einen Kompromiss dar. Man kann es zwar nachts gut einsetzen, jedoch mit Abstrichen zu den lichtstärkeren Dämmerungs- und Nachtgläsern.

Im Einzelnen seien einige Gläser kurz besprochen:
Porrogläser
Steiner Night Hunter 8×56
Sicherlich gehört das Night F Hunter 8×56 zu den Spitzengläser bei den Porrogläsern. Es besitzt ein Markolongehäuse mit Einzelokularfokussierung sowie mehrfach stülpbare (verschiedener Augenabstand) Augenmuscheln (ErgoFlex) für die Brillenträgerokulare. Hervorzuheben die ClicLoc Gurtanbindung mit der Möglichkeit der schnellen Abnahme. Bei einem Glas wurden 92% Lichttransmission (D65 Vlambda) gemessen, was einen Spitzenwert darstellt. Die sehr helle, gestochen scharfe Optik hat einen guten Kontrast. Das Memory-Okular erhöht den Komfort bei der Einzelokulareinstellung. Man kann so eine Einstellung auf kurze Kirrungsentfernung vormerken.

Zwar setzt man auf die Pupillen-Akkommodation, jedoch machen unter Umständen schwindendes Licht und/oder kurze Entfernungen ein Nachjustieren nötig. Es kann durchaus sein, dass man in jungen Jahren mit der Akkommodation schnell 5 Dioptrien ausgleichen kann. Im Alter aber gerade noch eine Dioptrie schnell genug schafft. Das Steiner Night Hunter Glas ist ein praxisgerechtes Glas mit sehr hellem Bild.

Dachkantprismengläser
Zeiss Victory 8×56 T*P*
Ein kurzes und leichtes Nachtglas mit faserverstärktem Kunststoffgehäuse auf dem derzeitigen Stand der Technik. Großes Sehfeld, hoher Bedienungskomfort einschließlich arretierbarer „Drehaugenmuscheln” zeichnen dieses Glas aus. Die Optik ergibt ein sehr helles, gestochen scharfes und kontrastreiches Bild, das allen Praxisanforderungen voll gerecht wird. Ein Qualitätsglas höchster Güte mit auffallend hellem Bild.

Zeiss Victory 8×56

Leica Ultravid 8×50 BR
Ein sehr leichtes Glas mit Magnesiumdruckgussgehäuse, Titaniumachse und leichtem Glas mit Drehaugenmuscheln und griffigem Kombiknopf für Fokussierung und Dioptrienausgleich mit Skala. Die sehr randscharfe, hervorragende Optik mit bestem Kontrast lässt keine Wünsche mehr offen. Ein Spit-zenglas, das allen Anforderungen gerecht wird. Hervorzuheben ist die extreme Auflösung bei bestem Kontrast und sehr hellem Bild. Der Prismenspiegel mit aufwändiger Dünnschichttechnologie sorgt mit für die extreme Farbtreue.

Leica Ultravid 8×50

Swarovski SLC8x50B
Ein sehr gut liegendes, griffiges Fernglas mit starkem Druckgussgehäuse und mehrfach arretierbaren Drehaugenmuscheln sowie Kombiknopf mit rastbarem Dioptrienausgleich. Es bietet eine hervorragende Optik mit exzellentem Kontrast und sehr hoher Schärfe. Ein Glas, das ebenfalls keine Wünsche offen lässt. Hervorzuheben sind die hohe Auflösung bei hervorragendem Kontrast und das sehr helle Bild.

Minox BD 10×58 EDBR
Minox bietet seit kurzem sehr lichtstarke Ferngläser mit 58-mm-Objektiven an. Sie sind mit fluoridhaltigen ED-Gläsern im Objektiv versehen. Diese ergeben eine besonders farbtreue, natürliche Bildwiedergabe und sorgen mit für hohe Schärfe. Das 10×58 ist ein großes, schweres Ansitzglas mit gummiarmiertem Gehäuse mit durchgehender Brücke. Mittige Fokussierwalze und darunter liegender Dioptrienausgleich können gut erreicht und bequem bedient werden. Komfortabel auch die mehrfach arretierbaren Drehaugenmuscheln. Die sehr gute Bildqualität kann sich sehen lassen. Es wird ein gestochen scharfes, farbtreues und kontrastreiches Bild geboten. Die qualitativ hochwertigen Gläser bieten ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis.

Minox 8,5x52BR asph.
Das typisch schlanke Dachkantprismenglas BD 8,5×52 asph. von Minox erscheint im grauschwarzen, eleganten Ton und ist voll gummiarmiert. Das Gehäuse besteht aus stabilem Aluminium. Es ist mit Stickstoff gefüllt und wasserdicht. Das 890 g schwere Glas hat P-Belag (Phasenkorrektur) und die Optik eine Mehrfachvergütung. Im Okularbereich wird die Minox Asphärie Lens Technologie mit einer asphärischen (nicht kugelförmigen) Linse angewandt. Bei der Asphäre ändert sich die Krümmung der Linsenfläche zum Rand hin. Am Rand auftretendes Licht wird durch die Krümmung exakt in Richtung der regulären Bildpunkte abgelenkt. Das ergibt auch im Randbereich eine gute Abbildleistung. Es wird ferner Gewicht gespart und eine kurze Bauweise ermöglicht. Die Bildleistung konnte bei hoher Randschärfe überzeugen. Es wird ein gestochen scharfes, helles und kontrastreiches Bild geboten. Die gelungene Optik kann sich zusammen mit dem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis sehen lassen. Das Fernglas ließ sich bequem handhaben, ist noch führig und zeigte sich in der Praxis robust.

Optolyth Royal 9x63P
Klassisches, hohes aber leichtes Nachtglas ohne Innenfokussierung mit dünnwandigem Aluminiumgehäuse und spezieller, hoher Kunststoffbrücke (rückfedernd bei Stößen) sowie Stülpaugenmuscheln an den Brillenträgerokularen. Bedienkomfort bieten die beiden Fokussierräder an den Brückenenden. Die gute, scharfe, helle und auch kontrastreiche Optik kann den meisten Anforderungen gerecht werden. Ein praxisgerechtes Fernglas mit sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis.

Docter Nobilem 8x56B
Ein volumiges, nicht besonders führiges Porroprismenglas mit Mitteltrieb. Das Fokussierrad ist so angeordnet, dass es nicht gerade leicht mit dem Finger zu erreichen ist. Die helle, gestochen scharfe und kontrastreiche Optik ist praxisgerecht. Unterschiede zu Spitzengläsern sind aber subjektiv erkennbar. Die Brillenträgerokulare haben Stülpaugenmuscheln.

Eschenbach Sektor D8x56B
Das Eschenbach Dachkantprismenglas Sektor wiegt 1600 g und ist 239 mm hoch. Es ist voll gummiarmiert. Das Glas liegt auch bei Nässe rutschsicher in der Hand. Es ist spritzwasserdicht, sodass ein starker Regenschauer nichts ausmacht. Die breite Fokussierwalze kann man mit dem Mittelfinger gut erreichen. Das Glas hat eine Innenfokussierung. Gegen Innenbeschlag ist es mit Stickstoff gefüllt. Die Ausstattung umfasst Drehaugenmuscheln und Dioptrienausgleich am rechten Okular. Es basiert auf einem Dachkantprismensystem mit üblichen BaK4-Prismen. Natürlich darf man keine optische Spitzenleistung erwarten. Es wird ein gestochen scharfes Bild bei akzeptablem Kontrast geboten. Die Optik ist jedoch nicht farbtreu und neigt zum leichten Gelbstich. Auch die Randschärfe ist nicht hoch. Bei wirklich schlechtem Licht, bei Seitenlicht sowie in der Bildbrillanz muss man deutliche Abstriche zu Spitzen- und Mittelklasseprodukten machen.

Eschenbach Trophy AS 8x56B
Eschenbach bietet mit dem Trophy AS8x56B ein sehr einfaches Porroprismenglas, das jedoch nicht spritzwasserdicht ist und auch keine Stickstofffüllung enthält. Das Glas ist mattgrau voll gummiarmiert. Die große Fokussierwalze ist gerade noch gut erreichbar. Am linken Okular befindet sich der Dioptrienausgleich. Die Okulare haben Stülpaugenmuscheln. Umgestülpt können auch Brillenträger das gesamte Sehfeld von 105 m auf 1000 m nutzen. Die Optik mit Porroprismensystem basiert auf BaK-4-Prismen und asphärischen Linsen. Sie bildet gestochen scharf und recht farbtreu ab. Die Randschärfe ist nicht sehr hoch. Für wirklich kritische und schlechte Lichtverhältnisse gibt es sicherlich bessere Fernoptik, jedoch eignen sich die robusten Eschenbach Ferngläser 8×56 auch als Zweitgläser.

Lichter 9×63
Ein hohes, nicht zu schweres Nachtglas in klassischer Bauart. Die Fokussierung liegt zu hoch, geht schwer und läuft nicht gleichmäßig. Die Brillenträgerokulare bieten Brillenträgern ein stark eingeschränktes Sehfeld. Die mittig scharfe Optik weist geringen Kontrast auf und ist leicht „flau” mit auffallendem Falschlichtanteil. Ein Glas, mit dem man in schwierigen Situationen sicherlich Einbußen hinnehmen muss.

Hubertus 8×56
Ein leichtes Fernglas in klassischer Bauart mit zu hoch liegendem Fokussierrad. Brillenträger können fast das gesamte Sehfeld überblicken. Der Falschlichtanteil ist hoch, Reflexionen stören das Bild. Die Schärfe ist auch am Rand sehr gut, allerdings fehlt es an Kontrast. Auch bei diesem Glas muss der Anwender Einbußen hinnehmen.

Andere Geräte für Nachtjagd können Sie hier kaufen