Festkörperspektive und andere Teleskope im Test stellen Teil 2

Festkörperspektive und andere Teleskope im Test stellen Teil 1

Leica APO-Televid 77 Teleskope
Das 20- bis 60fache Okular wird am Leica APO- Televid 77 mit Bajonettverschluss verriegelt. Natürlich ist der Spektivkörper hermetisch abgeschlossen, mit Stickstoff gefüllt und wasserdicht. Eine Sicherung verhindert unbeabsichtigtes Lösen des Okulars. Das Brillenträgerokular hat eine Drehaugenmuschel. Die Vergrößerungsverstellung am Okular lief selbst bei großer Kälte leicht und geschmeidig. Der Stativanschluss ist um 360 Grad drehbar. Das Spektiv ist silberfarben harteloxiert und sehr kratzfest. Sonnenblende und hinterer Bodenteil sind gummiarmiert. Die Dualfokussierung sitzt auf der Spektivoberseite und besteht aus zwei hintereinander liegenden Fokussierwalzen. Die längere Walze hat einen etwas schwereren Gang und dient zur schnellen Scharfstellung. Das kleinere Rad dient zur exakten Schärfejustierung. Es ist zur Schärfenachjustierung gedacht, etwa bei ziehendem Wild. Das Spektiv ist lang und schwer. Es ist wahlweise mit Schräg- oder Geradeeinblick lieferbar.

Die voll vergütete, abriebfeste Optik mit fluoridhaltigem Glas in der Objektivlinse ist brillant und hervorragend. Das Bild ist bei hoher Randschärfe gestochen scharf, sehr farbtreu und kontrastreich. Es ließ in der Praxis keine Wünsche offen.

Einfache Festkörperspektive
Einfache Festkörperspektive gibt es zahlreich, etwa von Bushnell oder Tasco. Sie sind nicht mit den vorgenannten Spitzengeräten vergleichbar. Man muss Abstriche in der Bildqualität hinnehmen. Sie haben weniger Kontrast und Farbtreue. Meist ist die Auflösung ebenfalls nicht sehr hoch. Als Beispiel sei das einfache Eschenbach Trophy AS/S 15-45x60B genannt. Das gesamte Sehfeld kann von Brillenträgern trotzt Drehaugenmuscheln nicht genutzt werden. Es ist gummiarmiert und kommt mit Stativ, das man gut auf einem Brett in der Kanzel stellen kann. Das Gerät ist wasserdicht und bietet ein noch scharfes Bild bei geringem Kontrast und geringer Farbtreue. Es ist bei Tageslicht bis zur beginnenden Dämmerung verwendbar. Die Handhabung ist einfach und bequem. Gerade bei der Jagd ist natürlich eine sehr hohe Qualität wünschenswert.

Vor allem in der Dämmerung macht sich das bemerkbar, aber auch in hoher Detailerkennbarkeit bei gutem Licht. In der Praxis überzeugten gerade die Spitzengeräte durch weites Einsatzspektrum. Sie erweitern die Möglichkeiten eines Spektiveinsatzes enorm. Ebenso variable Okulare.

Praxisvergleich: Objektivdurchmesser
ln der jagdlichen Praxis spielen Laborwerte eine untergeordnete Rolle. Hier stellen die Spektive uneingeschränkt zufrieden. Man konnte Rehböcke über große Distanzen genau ansprechen und die im Wind wehenden Grannen eines am Morgen übers Feld schnürenden Fuchses genau erkennen. Bleibt die Frage, ob das 85er Spektiv wesentlich besser für die Dämmerung geeignet ist als ein 77er oder 65er Objektiv. Das muss verneint werden. Der Unterschied beim Vergleich war sehr gering, und es handelte sich nur um wenige Minuten. In der Dämmerung wurde ein Sprung Rehe auf 180 bis 220 m Entfernung beobachtet. Bei einem Rehbock mit rund drittellauscherhohen Spießen wurden selbst in der fortgeschrittenen Dämmerung die Spieße gut erkannt. Ich konnte sie mit dem Diascope 85R* FL genau drei Minuten länger erkennen als mit dem 65-mm-Objektiv des Swarovski STS 65 HD. Als man schon die Spieße auf 200 m nicht mehrerkannte, wurden die Rehe noch bestens wahrgenommen, auch solche, die vor dunklem Wald standen. Eindeutig bot das Zeiss das hellere Bild bei sehr gutem Kontrast. Das Swarovski hatte zwar in der späten Dämmerung ein dunkleres Bild (geringerer Objektivdurchmesser), aber dank sehr gutem Kontrast konnte man auch mit dem Swarovski Spektiv die Rehe erkennen. Mit beiden Spektiven waren sie besser wahrnehmbar als mit meinem Fernglas 8×56. Eine erstaunliche Leistung. Am allermeisten brachte es, bei schwindendem Licht die Vergrößerung herabzuschrauben. Da bringt ein variables Okular viel. Mit 20facher Vergrößerung kann länger in der Dämmerung beobachtet werden als mit 30facher oder noch stärkerer Vergrößerung. Spektive sind ideal für die Rehbock-, Muffelwidder- und Gamsjagd. Bei diesen Wildarten ist genaues Ansprechen oft nur mit einem Spektiv möglich. Viele Hirschjäger benutzen zum Ansprechen eines Hirsches ausschließlich ein Spektiv.

Optolyth Mini Zoom-Ausziehspektiv

Bekannt ist, dass Optolyth sehr kurze und führige Ausziehspektive von sehr hoher Qualität fertigt.
Neu ist das Mini Zoom Ausziehspektiv 15-45x80GA. Das Optolyth Mini Zoom 15-45x80GA ist ein lichtstarkes Ausziehspektiv im Miniformat. Zusammengeschoben ist es gerade mal 28,3 cm lang bei einem Gewicht von 1470 g. Man kann es bequem im Rucksack oder gar in einer großen Jackentasche mitführen, ohne dass es zur Last wird. Es hat einen Einfachauszug. Ausgezogen misst es auch nur 39,5 cm. Das hat sich aber selbst beim Anstreichen an einem Bergstock nicht als Nachteil erwiesen. Im Gegenteil, man kann das Spektiv angestrichen an einem Baum oder Bergstock sehr ruhig halten und damit bestens beobachten. Natürlich ist es mit einem Stativanschluss ausgestattet. Die Rohrkör-per werden aus festem, stabilem Aluminium gefertigt.

Der Grundkörper wurde mit grüner Gummiarmierung mit kräftigen Rippen versehen. Diese schützt bestens, dämpft Geräusche und fühlt sich bei Kälte angenehm „warm” an. Das Spektiv kommt mit einer Objektivschutzkappe. Eine ausziehbare, ebenfalls gummiarmierte Sonnen- oder Gegenlichtblende ist vorhanden. Auf ihr befinden sich drei Tunnelvisierungen, damit sich das Spektiv sehr schnell auf das zu beobachtende Objekt einrichten lässt. Natürlich besitzt es ein echtes Brillenträgerokular. Brillenträger können tatsächlich das gesamte Sehfeld nutzen. Es ist eine Auszugsaugenmuschel vorhanden, die eine weiche Gummiarmie-rung aufweist. Sie kann ausgezogen arretiert werden, sodass man den Kopf gut anlegen kann. Die Vergrößerung lässt sich durch Drehen an einem gerippten Gummiring am Okular bequem einstellen. Zahlen zeigen die gewählte Vergrößerung „grob” an. Der Vergrößerungswechsler läuft auch bei großer Kälte leicht, gleichmäßig und geschmeidig. Für den gesamten Vergrößerungsbereich ist lediglich eine halbe Umdrehung nötig. Fokussiert wird am Okularanfang an einem griffigen, mit geripptem Gummi versehenen Fokussierrad. Es ist bestens erreichbar, auch bei auf einem Rucksack
gelegten Spektiv. Die Fokussierwalze läuft ebenfalls weich und gleichmäßig. Auch bei großer Kälte bereitet das Fokussieren keine Probleme.

Die mit Ceralin-Plus an allen Glas-/Luftflächen mehrfach vergütete Optik kann sich sehen lassen. Geboten wird ein gestochen scharfes Bild mit bester Randschärfe. Das sehr helle Bild zeugt von hoher Lichttransmission. Die hervorragende Bildbrillanz drückt sich ferner in sehr hoher Farbtreue und sehr gutem Kontrast aus. Die Auflösung ist sehr hoch. Ein praxisgerechtes Ausziehspektiv, das sich durch beste Optik und hohe Führigkeit auszeichnet. Beim Ausziehen wird die eingezogene Luft durch ein Filtersystem gereinigt. So wird größtmöglichst eine Innenverschmutzung oder-beschlag verhindert. In jahrelanger Praxis – selbst bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Dauerregen – hat sich bei mir noch kein Optolyth Ausziehspektiv innen beschlagen. Das Spektiv konnte sich in der Praxis bestens bewähren. Die variable Vergrößerung hat bei schwindendem Licht den Vorteil, dass man auf eine kleinere Vergrößerung stellen kann und dann dank größerer Austrittspupille ein helleres Bild erhält und so bei geringem Dämmerungslicht mehr erkennt.

Spektive Leupold Golden Ring

10-20×40 15-30×50 12-40×60
Compact Compact
Objektiv0 in mm 40 50 60
Okular/Vergrößererung 10 – 19,9x 15,2 – 30,4x 12,7-38,1x
Austrittspupillen0 in mm 4,0-2,0 3,3-1,6                           4,8  

 

 

Dämmerungszahl 20,0-28,3 27,6-39,0 26,8-48,9
Sehfeld auf 1000 m in m n. a. n. a. n. a.
kürzeste Einstellentfernung 66-45 45-30 56-18
Länge zusammengeschoben*) 1,7 m 4,1 m 11,0m
Länge ausgezogen*) in mm 191 279 315
Gewicht*) in g 447 610 1049
gummiarmiert voll voll voll
Fokussierung innen innen innen
*) mit Okular